Wobei handelt es sich um die Riester Rente?

Wie funktioniert die Riester Rente? Es handelt sich bei ihr um eine steuerlich begünstigte Art von privater Rentenversicherung. Arbeitnehmer dürfen jedes Jahr bis zu 2100 Euro steuerfrei in einen Riester Vertrag einzahlen. Ergänzt wird dies durch weitere Zulagen für die eigene Person und mögliche Kinder. Das Geld wird investiert und beim Eintritt in den Ruhestand […]

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Seamus Wolf
Von Seamus Wolf

12. Aug 2022

Lesezeit: ca. 10 Minuten

Was ist die Riester Rente?

Wie funktioniert die Riester Rente? Es handelt sich bei ihr um eine steuerlich begünstigte Art von privater Rentenversicherung. Arbeitnehmer dürfen jedes Jahr bis zu 2100 Euro steuerfrei in einen Riester Vertrag einzahlen. Ergänzt wird dies durch weitere Zulagen für die eigene Person und mögliche Kinder. Das Geld wird investiert und beim Eintritt in den Ruhestand zur Finanzierung einer Rente verwendet.

Soweit die Theorie. Tatsächlich handelt es sich bei der Riester Rente um eine ausgesprochen flexible und vielseitige Rentenversicherung, die aber gleichzeitig unter den komplexen Bestimmungen und aufwendigen Regeln zur Durchführung leidet. Eine sehr bedauerliche Sachlage, denn sie hat das Potenzial praktisch allen berechtigten Sparern einen wertvollen Nutzen zu liefern! Besserverdiener können sie als einen Weg zum Steuersparen verwenden, während Geringverdiener durch die Zulagen zumindest die Gelegenheit erhalten, etwas für den Ruhestand zu tun.

Weitere Vorteile sind die großzügige Förderung von Familien, die Absicherung der investierten Summe im Falle von Privatinsolvenz und Sozialhilfe und die Option zur vorzeitigen Vertragsbeendigung. Daneben erlaubt die Riester Rente eine weitgehend freie Anlagestrategie, bei der man ganz nach eigenem Belieben sein Vermögen in Aktien, Anleihen oder andere Anlageklassen stecken kann. Dafür sollte man sich allerdings mit der Riester Rente genauer auseinandersetzen und ihre Wirkungsweise verstehen.

Riester Rente: Wer kann eine Riester Rente abschließen?

Einer der größten Nachteile der Riester Rente ist der begrenzte Kreis der förderberechtigten Sparer. Grundsätzlich wird verlangt, dass eine Pflichtmitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung vorliegen muss. Dies ist bei den meisten Arbeitnehmern gegeben. Ausnahmen gibt es auch für verschiedene beim Staat beschäftigte Berufsgruppen, wie Soldaten, Richter und vor allem Beamte. Wer zu diesen Gruppen gehört, gilt als unmittelbar Förderberechtigter. Man darf einen Riestervertrag abschließen, die Beiträge von der Steuer absetzen und die Zulagen erhalten.

Unmittelbar Förderberechtigte

Wer nicht dazugehört, bleibt außen vor. Arbeitnehmer, die von einem berufsständischen Versorgungswerk betreut werden, Selbstständige sowie nicht berufstätige Hausfrauen und -männer, sind nicht direkt berechtigt. Zwar können sie immer noch einen Riestervertrag abschließen, jedoch sind ihnen alle Unterstützungen und Erleichterungen verwehrt; was einen einzelnen Vertrag für sie sinnlos macht.

Wer ist mittelbar Förderberechtigt?

Es existiert aber immer noch ein Weg, wie sie dennoch von der Riester Rente profitieren können. Sollten ein nicht berechtigter, mit einem unmittelbar Förderberechtigen verheiratet sein, wird er oder sie zu einem sogenannten „mittelbar Förderberechtigten“. Als solcher darf man ebenfalls Zulagen für den eigenen Vertrag erhalten und die Aufwendungen von der Steuer absetzen. Dieser Status bleibt bestehen, so lange die Ehe oder Partnerschaft andauert.

Riester Rente: Wie viel muss ich in die Riester Rente einzahlen?

Die Höhe der eigenen Zahlungen in die Riester Rente ist eine der Hauptquellen für Frustration und Vorbehalte gegen diese Art der Rente. Dabei kann man sich schnell zurechtfinden, wenn man ein paar Prinzipien beherzigt.

Bedingung für volle Zulagen

Um die vollen staatlichen Zulagen für die eigene Riester Rente zu erhalten, sind mindestens 4 Prozent des Vorjahresbruttoeinkommens in den Vertrag einzuzahlen. Wer also insgesamt 25 000 Euro verdient hat, ist verpflichtet 1000 Euro, als Jahresbeitrag zu zahlen. Nur wer dies tut, erhält die Zulagen ohne Abschläge. Denn wer darunterbleibt, hat eine proportionale Minderung zu akzeptieren.

Den Anbieter der Riester Rente regelmäßig über das eigene Gehalt zu informieren ist sehr umständliche und kann schnell zu Fehlern führen. Unter Umständen, kann es daher angebracht sein freiwillig den maximalen Beitrag zu verwenden.

Obergrenze

Die Riester Rente kennt eine feste Obergrenze bei den Beiträgen. Steuerbefreiung gibt es maximal für eine jährliche Gesamtsumme von 2100 Euro. Zwar ist es erlaubt, mehr einzuzahlen, aber dieser Überschuss wird nicht gefördert. Gleichzeitig ist es auch der maximale Betrag, den man einzahlen muss, um die vollen Zulagen zu erhalten. Egal wie viel man mehr verdient, niemand braucht mehr als 2100 Euro pro Jahr zu bezahlen, um alle Zulagen mitzunehmen.

Sockelbetrag

Analog dazu gibt es auch eine Untergrenze. Wer seinen Vertrag aktiv halten möchte, hat pro Jahr mindestens den Sockelbetrag von 60 Euro zu entrichten. Selbst, wenn man über keinerlei Einkommen verfügt. Dafür erhält man aber auch die Zulagen, welche je nach Familienstand sehr üppig ausfallen können.

Riester Rente: Die Zulagen für die Riester Rente.

Da sie bereits mehrfach erwähnt wurden, ist es an der Zeit, die Zulagen für die Riester Rente genauer zu erläutern. Wie gesagt, benötigen sie einen aktiven Vertrag eine unmittelbar oder mittelbar Förderberechtigten. Es handelt sich bei ihnen um staatliche Zuwendungen, die der Sparer zur Unterstützung seiner Altersvorsorge erhält.

Die persönliche Zulage

Jeder rechtmäßige Anleger hat von vornherein Anspruch auf eine Persönliche Zulage von 175 Euro. Voraussetzung ist die Einzahlung des korrekten Jahresbeitrages, um Abschläge zu vermeiden. Darüber hinaus kann die Summe aber nicht weiter verändert werden. Ihre Bedeutung für den Nutzen einer Riester Rente ist daher nachrangig. Wobei Leute mit sehr geringem Einkommen, wie Nichtberufstätige und Empfänger von Arbeitslosengeld, immer noch von ihr profitieren können.

Kinderzulage

Das die Riester Rente besonders für Familien interessant macht, ist die Kinderzulage. Sie wird für jedes Kind des Anlegers gezahlt und hängt in der Höhe vom Geburtsjahr des Kindes ab. Wurde es vor 2008 geboren, zahlt der Staat jährlich 185 Euro aufs Riester-Konto.  Alle Kinder, die 2008 und später geboren wurde, führen zu einer Zulage von 300 Euro im Jahr. Gerade bei kinderreichen Familien kann so eine erhebliche Summe zusammenkommen und eine akzeptable Rente ist mit nur geringsten eigenen Aufwendungen zu erreichen.

Vorteil für Mütter

Hier ist eine weitere Eigenart der Riester Rente zu erwähnen. Die Kinderzulagen werden automatisch auf den Vertrag der Mutter gelegt. Hintergrund ist das ursprüngliche Konzept für die Riester-Absicherung von Familien. Damals wurde davon ausgegangen, dass der Vater als Alleinverdiener Frau und Kinder versorgt. Er würde daher seinen Vertrag durch reguläre Beiträge auffüllen können. Die Mutter jedoch wäre zu Hause und kümmert sich um die Kinder. Ihre Riester Rente wäre aus den Kinderzulagen zu finanzieren. Inwieweit diese Idee zutraf, kann man diskutieren, sie hat aber immer noch rechtliche Auswirkungen. Sollen die Kinderzulagen dem Vater zugutekommen, muss dieser einen Antrag auf Umstellung stellen, dem die Mutter zuzustimmen hat. Verweigert sie ihre Einwilligung, bleibt die Zulage bei ihr.

Bei gleichgeschlechtlichen Paaren hingegen wird die Kinderzulage jenem Lebenspartner zugeordnet, der das Kindergeld ausgezahlt bekommt.

 Riester Rente: Vermögenswirksame Leistungen für Riester Rente.

Es ist möglich, vermögenswirksame Leistungen in die Riester Rente fließen zu lassen. Wichtig ist dabei, ob er eigene Anbieter der Rentenversicherung eine Finanzierung durch vermögenswirksame Leistungen zulässt. Gibt er seine Zustimmung, kann das Geld direkt in den Vertrag überwiesen werden.

Riester Rente: Privatinsolvenz mit Riester Rente?

Ein weniger bekannter Vorteil der Riester Rente ist die Schutzfunktion im Falle von Privatinsolvenz und Sozialhilfe. Obwohl sie sonst flexibler ist, gewährt auch Riester die gleiche Absicherung wie freiwillige Zahlungen in die gesetzliche Rentenkasse oder eine Rürup Rente. Die gesamte in den Vertrag eingezahlte Summe ist vor den Ansprüchen von Gläubigern geschützt. Sie können weder die Auslösung, noch eine Minderung der Riester Rente verlangen. Stattdessen sind ihre Ansprüche zurückzustellen, bis es zur Auszahlung der Rente im Alter kommt. Erst zu diesem späten Zeitpunkt dürfen sie durch die Pfändung von Einkommen, in diesem Fall der Rente, Zugang zu einem Teil des Kapitals erhalten.

Sozialhilfe

Noch wichtiger ist der Schutz einer Riester Rente bei Bedürftigkeit und Sozialhilfe. In der Regel wird vom Bürger der Verzehr des gesamten eigenen Vermögens verlangt, bevor eine Sozialleistung wegen Bedürftigkeit ausgezahlt wird. Ein Riestervertrag wird bei der Ausstellung des Gesamtbesitzes aber ausdrücklich nicht berücksichtigt! Man kann ohne weiteres tausende Euro in seiner Riester Rente haben, da sie der Ruhestandssicherung dient ist und bleibt sie außerhalb der Reichweite der Behörden. Erreicht man sein Rentenalter, dürfen die Leistungen der Riester Rente ohne Problem bezogen werden.

Der Vorteil geht aber noch weiter! Es ist sogar erlaubt, den Riestervertrag trotz Bedürftigkeit weiter zu besparen. Abhängig von den Zulagen ist es denk bar zur gleichen Zeit Sozialhilfe zu erhalten und eine Rente aufzubauen, die einen aus der Bedürftigkeit im Alter befreien kann. Eine Eigenschaft, die man kennen sollte.

Riester Rente: Vorsicht im Ausland!

Einen großen Nachteil gibt es allerdings, wenn man längere Zeit ins Ausland geht, oder sogar seinen Ruhestand dort verbringen möchte. Wegen des Steuervorteils und den Zulagen, ist die Riester Rente eng mit dem Staat verbunden. Wer in der Einzahlungsphase daher das Land verlässt, wird den Vertrag für die Dauer beitragsfrei stellen müssen. Ein Vorgang, der ohne weiteres möglich ist. Erst wenn man wieder im Land ist, dürfen Zulagen erhalten werden.

Lebensabend unter Palmen?

Viel kritischer ist ein Leben im Ausland, wenn man schon in der Auszahlungsphase ist. Die Leistungen der Riester Rente können ausschließlich innerhalb der EU bezogen werden. Ein Lebensabend unter Palmen ist somit möglich, wenn diese sich zum Beispiel in Spanien oder den Überseegebieten Frankreichs befinden. Sollte man jedoch beabsichtigen im nicht-EU Ausland seinen Wohnsitz zu haben, ist der Riester Vertrag umgehend zu kündigen. Dazu müssen sämtliche Steuerbegünstigungen uns Zulagen zurückerstattet werden. Nur die eigenen Beiträge und der erwirtschaftete Gewinn verbleiben beim Anleger. Natürlich ist dies ein schwerer Schlag für den Betroffenen, weshalb man von einer Riester Rente Abstand nehmen sollte, wenn man in die weite Welt ziehen möchte.

Riester Rente: Wie kündige ich meinen Riester Renten Vertrag?

Allerdings ist die Option den Vertrag kündigen zu können, für sich selbst genommen ein erheblicher Vorteil! Zwar ist der Verzicht auf Steuerersparnis und Zulagen unangenehm, dafür erhält man allerdings die Möglichkeit, das investierte Geld auch im Notfall nutzen zu können. Andere Produkte, wie insbesondere die Rürup Rente, verweigern jeglichen Nutzen außer den als Rente und halten den Sparer dabei von seinem eigenen Geld fern. Die Riester Rente ist hier anders.

Besonders deutlich wird dieser Vorzug, wenn es zum Versterben des Sparers kommt. Bei einer Rürup Rente würde das Vertragsvermögen in der Regel verfallen und der Gemeinschaft der Versicherten zugutekommen. Nicht so bei Riester! Hier würde der Vertrag aufgelöst werden, und das Geld an die Erben verteilt werden.

Riester Rente: Bauriester

Weniger wichtig, doch anschaulich um die Vielseitigkeit eines Riester Vertrages zu zeigen ist die Möglichkeit den Vertrag zur Finanzierung eines Eigenheims zu verwenden. Durch die Umwandlung einer Riester Rente in einen Bauriester, wird das gesammelte Kapital und die zukünftigen Zulagen als Eigenkapital in den Erwerb einer Immobilie eingebracht.

Riester Rente: Besteuerung der Riester Rente in der Auszahlphase.

Da der Aufbau einer Riester Rente mit steuerbefreitem Geld erfolgt, muss als Ausgleich die Rente bei der Auszahlung versteuert werden. Dabei wird sie gesamte monatliche Rate als Einkommen gewertet und zusammen mit anderen Einkünften durch den persönlichen Steuersatz behandelt. Dieser entspricht der regulären Einkommenssteuer und richtet sich in seiner Höhe vor allem nach den Gesamteinkünften. Je mehr man erhält, desto größer ist der Steuersatz.

Riester Rente: Wie viel Riester Rente bekomme ich?

Die genaue Höhe einer späteren Riester Rente basiert auf einer ganzen Reihe an Faktoren, die alle ihre Berücksichtigung finden müssen. Zum einen ist es natürlich wichtig, wie viel Geld insgesamt in den Vertrag gezahlt worden ist. Größere Summen haben natürlich ein höheres Gewinnpotential.

Dann ist die Entwicklung des Investments zu beachten. Zwar muss immer ein Teil des Kapitals in sichere Anlagen gesteckt werden, um die garantierte Mindestrente auszahlen zu können, darüber hinaus dürfen aber sehr unterschiedliche Investitionen getätigt werden, auch Aktienfonds und ETFs gehören dazu! Aber dies bewirkt auch eine große Bandbreite an Renditen. Je besser sich die einzelne Geldanlage entwickelt hat, desto mehr Geld kann auch letztendlich in die Finanzierung der Rente fließen.

Nicht verachte werden dürfen außerdem die Verwaltungskosten, die vom Anbieter der Rente erhoben werden. Sie müssen zwar schon vor dem Abschluss des Vertrages bekannt gegeben werden, ihre genaue Höhe kann aber erheblich Schwanken, je nach Mitbewerber.

Als letzter Faktor ist noch die Art der Auszahlung zu nennen. Im Gegensatz zu etwa der Rürup Rente, muss eine Riester Rente nicht vollständig als lebenslange Rente ausgezahlt werden. Bis zu 30 % dürfen als einmalige Sonderzahlung ausgeschüttet werden. Was die verbleibende Rente verringert. Doch lässt sich aus der Entfernung nicht sagen, welche Zahlungsweise für den Einzelnen die bessere ist. Es kommt auf den jeweiligen Anleger und Sparer an.

 

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