Dass die betriebliche Altersvorsorge Arbeitgeber genauso unterstützt wie ihre Angestellten, ist vielen nicht bewusst. Sehr häufig findet man Unternehmer, die eine betriebliche Altersvorsorge ablehnen, weil sie einen zu großen Arbeitsaufwand und zu hohe Kosten für sich selbst befürchten. Dabei übersehen sie jedoch, welche direkten und indirekten Vorteile sie selbst erhalten könnten.
Betriebliche Altersvorsorge Arbeitgeber: Was genau ist die bAV?
Bei der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) handelt es sich um eine Spielart der Ruhestandabsicherung. Vereinfacht gesagt sichert eine Firma den Beschäftigten zu, Ihnen im Alter eine Rente zukommen zu lassen, um ihre Grundbedürfnisse auch im Alter abzusichern.
Während ihr Ursprung in privaten Abmachungen zum Wohle der Arbeiter liegt, sind sie heutzutage eine staatlich geförderte Form der Altersvorsorge.
Verpflichtet
Aufgrund ihrer großen Bedeutung sind Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichtet, ihren Arbeitnehmer den Abschluss einer bAV zu ermöglichen. Genau genommen betrifft dies die Komponente der sogenannten Entgeltumwandlung. Dabei übernehmen Arbeitnehmer die Finanzierung selbst. Teile ihres Lohns werden für eine spätere Betriebsrente gespart und gewinnbringend angelegt.
Klagen auf das Ermöglichen einer betrieblichen Altersvorsorge sind zwar extrem ungewöhnlich, die wenigsten Arbeiter würden deshalb einen Rechtsstreit mit ihrem Arbeitgeber vom Zaun brechen, aber auch nicht unbekannt. Von daher empfiehlt es sich von vornherein der gesetzlich Bestimmung nachzukommen und den Abschluss einer bAV von Anfang an zu ermöglichen.
Vorteil bei der Mitarbeitersuche
Firmen, die von sich aus eine bAV anbieten und ihren Angestellten beim Abschluss eines solchen Vertrages behilflich sind, können sich auf diese Weise profilieren und einen Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern vorweisen, welche ein Interesse daran haben, gute Arbeitskräfte für sich selbst zu gewinnen.
Sie signalisieren damit, eine langfristige Beschäftigung anbieten zu wollen und berücksichtigen das Sicherheitsbedürfnis der Bewerber. Gleichzeitig kann so vermittelt werden, dass man die Rechte der Arbeitnehmer respektiert und nicht versucht, sie zu übervorteilen.
Der Arbeitgeber entscheidet
Sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, ermöglicht es außerdem, die richtige Entscheidung bei der Auswahl zu treffen. Das Unternehmen ist zwar verpflichtet eine Altersvorsorge durch Entgeltumwandlung anzubieten, welche Form es aber verwenden möchte und in welches Investment das Geld fließen soll, sind Entscheidungen, die allein dem Arbeitgeber zustehen. Er allein darf bestimmen, welche bAV abgeschlossen wird, der Angestellte darf lediglich zustimmen oder ablehnen.
Damit die Interessen und Wünsche von beiden Parteien, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, ausreichend berücksichtigt werden können, muss man sich mit der Materie beschäftigen und eine gut informierte Wahl treffen.
Betriebliche Altersvorsorge Arbeitgeber: Varianten
Insgesamt gibt es fünf verschiedene Durchführungswege für die betriebliche Altersvorsorge. Wie bereits gesagt steht es dem Arbeitgeber frei für welche man sich dabei entscheidend, solange nur die Arbeitnehmer mindestens eine Option zur Verfügung haben. Auf der anderen Seite ist es durchaus erlaubt, auch mehrere Varianten anzubieten. Recht beliebt ist es zum Beispiel den normalen Angestellte eine Direktversicherung zu gewähren, während die Geschäftsführung eine Direktzusage erhält. Wichtig ist nur, dass diese Unterscheidung aufgrund von objektiven Maßstäben getroffen wird.
Direktzusage
Bei der Direktzusage sichert das Unternehmen eine Leistung, wie eine Rente, aus dem Betriebsvermögen zu. Der Angestellte bekommt die Zahlungen direkt vom Arbeitgeber, ohne dass eine weitere Partei unmittelbar an der Altersvorsorge beteiligt ist. Der große Vorteil ist, dass die gebildeten Rücklagen recht frei verwendet werden können, was den Handlungsspielraum der Firma erhöht. Dem Sicherheitsbedürfnis des Sparers wird durch eine Beitragspflicht zum Pensionssicherungsverein (PSVaG) Rechnung getragen.
Unterstützungskasse
Vom Prinzip eng mit der Direktzusage verwand, sind die Unterstützungskassen. Sie ist eine mit Sondervermögen ausgestattete, rechtsfähige Versorgungseinrichtung. Vereinfacht gesagt, legt bei ihr der Arbeitgeber die Rücklagen für die betriebliche Altersvorsorge in einer rechtlich vom Unternehmen getrennten Kasse an. Diese Form der Absicherung kann von Interesse sein, weil sie es ermöglicht, Beiträge in beliebiger Höhe steuerfrei einzuzahlen.
Pensionsfonds
Die jüngste Variante ist der Pensionsfonds, er orientiert sich an Vorbildern aus England sowie Amerika und ist ebenfalls ein rechtlich selbstständiger Versorgungsträger. Er soll das Investieren an den Aktienmärkten erleichtern. Zu diesem Zweck ist es ihm erlaubt, auf die Garantie einer Mindestleistung verzichten zu können. Allerdings ist die Auszahlung nur als Rente möglich.
Pensionskasse
Die Pensionskasse ist ein weiteres selbstständiges Versicherungsunternehmen. Sie werden vom Unternehmen finanziert und müssen im Gegenzug die Ansprüche des Arbeitnehmers bedienen. Sie ähnelt dabei sehr der Direktversicherung, der Unterschied zwischen den beiden Form der betrieblichen Altersvorsorge liegt mehr in ihrer Geschichte als in ihrem Aufbau. Pensionskasse wurden meist von einzelnen Großunternehmen oder Behörden eingerichtet.
Direktversicherung
Von allen Varianten ist die Direktversicherung die beliebteste. Bei ihr handelt es sich um das Produkt einer Lebensversicherung. Im Prinzip schließt hier der Arbeitgeber einen Vertrag mit einem Versicherungsunternehmen, der den Arbeitnehmer als Begünstigten hat und aus dessen Bruttogehalt bezahlt wird.
Betriebliche Altersvorsorge Arbeitgeber: Was ist die einfachste Lösung?
Wer wirklich keine Arbeit aufwenden möchte, um eine betriebliche Altersvorsorge zu organisieren, sollte die Direktversicherung in Betracht ziehen. Dabei handelt es sich um eine bAV, die mit einem Versicherungsunternehmen abgeschlossen wird. Der Arbeitnehmer kann durch seine Entgeltumwandlung, auf dir ja einen gesetzlichen Anspruch hat, noch unversteuertes Kapital in den Vertrag fließen lassen. Als Arbeitgeber ist es dabei vollkommen ausreichend, dem Vertrag zuzustimmen. Sämtliche zukünftigen Leistungsansprüche des Arbeitnehmers richten sich ausschließlich an den Anbieter der Direktversicherung.
Sozialabgabe
Die einzige Zuzahlung, die man als Arbeitgeber in eine Direktversicherung leisten muss, ist ein Ausgleich für die gesparten Beiträge in die Sozialkassen. Der Arbeitnehmer darf bis zu 8 % der Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung durch die Entgeltumwandlung steuerfrei einzahlen. Bis zu einer Grenze von 4 %, jährlich etwa 3.384 Euro (2022), entfallen außerdem die Sozialabgaben. Eine Entlastung, die auch den Arbeitgeber betrifft! Auch er spart die betreffenden Abgaben und muss sie nicht an die Sozialkassen weiterleiten.
Damit die bAV vorrangig dem Arbeitnehmer zugutekommt, wurde vom Staat festgelegt, dass ein Teil der Einsparungen an ihn weitergegeben werden soll. 15 % vom umgewandelten Betrag müssen als Zulage in den Vertrag fließen.
Betriebliche Altersvorsorge Arbeitgeber: Die Direktzusage
Wer als Geschäftsführer oder sogar als geschäftsführender Gesellschafter tätig ist, findet vielleicht die Direktzusage noch interessanter. Hierbei handelt es sich um das Versprechen des Unternehmens, für den Ruhestand des Betreffenden aufzukommen. Es ist damit eine recht einfache und überschaubare Konstruktion, die sich vor allem durch zwei Eigenarten auszeichnet.
Steuerfrei
Während bei einer Direktversicherung (und auch Pensionskassen und Pensionsfonds) die Steuerersparnis auf 8 % der Beitragsbemessungsgrenze begrenzt ist, dürfen bei einer Direktzusage (und der Unterstützungskasse) Zahlungen in beliebiger Höhe steuerfrei bleiben. Gerade für Angestellte in sehr hohen Positionen mit entsprechenden Einkommen kann es sich daher lohnen, diese Form der betrieblichen Altersvorsorge zu bevorzugen
Verwendung im Unternehmen
Ergänzt wird dies durch die erweiterten Möglichkeiten, mit den Rücklagen umzugehen. Vonseiten der Firma können Sie steuerlich geltend gemacht werden und zählen so als Ausgaben. Gleichzeitig kann man sie intern investieren und so das Wachstum des eigenen Unternehmens weiter stärken. Und selbst wenn daran kein Interesse bestehen sollte, kann das Geld dennoch weit freier verwendet werden als bei den anderen Durchführungswegen. Geldanlagen mit höherer Rendite, die anderen Altersversorgungen verwehrt bleiben, dürfen hier verwendet werden.