Die Rürup Rente ist eine steuerlich geförderte Form der Rentenversicherung. Sie ermöglicht es dem Anleger sein Geld steuerfrei den Vertrag einzuzahlen, wo es verwendet wird, um einen Gewinn zu erwirtschaften und ein Vermögen aufzubauen. Mit Eintritt in den Ruhestand wird es verwendet, um eine kapitalgedeckte lebenslange Leibrente zu finanzieren.
Sie hat kaum Vorgaben, wer sie verwenden darf und ist aus diesem Grund bei einer großen Auswahl an Sparen beliebt. Insbesondere Selbstständige verwenden sie gerne als Ersatz für die gesetzliche Rente, denn sie teilen viele Vorteile, aber nur wenige Nachteile. Aber auch angestellte Gutverdiener finden an ihr Gefallen, vor allem wegen der Erlaubnis, bis zu 25.000 Euro pro Jahr steuerlich gelten zu machen.
Selbstverständlich gibt es neben guten Eigenschaften auch schlechte. Wie so häufig erfordert ein Vorteil, dass an einer anderen Stelle ein Nachteil hingenommen wird, die Rürup Rente ist hier keine Ausnahme. Im Folgenden soll nun vorgestellt werden, was sie ausmacht, worauf man aufpassen sollte und für wen sie am besten geeignet ist.
Der Ursprung der Rürup Rente
Wie auch ihre Schwester, die Riester Rente, wurde die Rürup Rente im Zuge der Rentenreform von 2005 entwickelt. Ziel war es damals, die Abhängigkeit der Bürger von der staatlichen Rente zu verringern und sie zur privaten Altersvorsorge anzuhalten. Neben der Einführung einer Steuerpflicht auf die gesetzliche Rente, um diese unattraktiver zu machen, wurde vor allem das Feld der anderen Vorsorgeprodukte ausgebaut und umstrukturiert. Bis dahin hatte der Sparer eigentlich nur die Lebensversicherung oder die betriebliche Altersvorsorge als private Alternativen.
Vonseiten der Politik wurde folglich die Erschaffung von weiteren Produkten in Angriff genommen. Die Basisrente, so der offizielle Name der Rürup Rente, war eines davon. Sie geht auf die Vorschläge des Wirtschaftswissenschaftlers Bert Rürup zurück. Von Grundkonzept her handelt es sich um eine kapitalgedeckte Variante zur umlagenfinanzierten gesetzlichen Rente.
Rürup Rente Vor- und Nachteile
Wie auch alle anderen Formen der Vorsorge hat die Rürup Rente ihre eigenen Vor- und Nachteile. Positive ist die Möglichkeit beim Aufbau der Versorgung Steuern zu sparen, die sehr große Flexibilität bei der eigentlichen Anlage des Geldes und die Pfändungssicherheit. Auf der anderen Seite ist sie einen sehr starren Vertrag mit einer unveränderlichen Zweckbindung, die Rente selbst muss vollständig versteuert werden und für die Hinterbliebenen hat die Rürup Rente wenig übrig. Man muss selber abwägen, und die eigenen Vorlieben kennen.
Rürup Rente Vorteile
Die Rürup Rente wäre nicht so beliebt wie sie ist, wenn es nicht eine ganze Reihe an Argumenten geben würde, welche für sie sprechen. Tatsächlich dürfte sie für manche Sparer die beste und sinnvollste Variante einer Altersvorsorge sein. Oder sogar die einzig mögliche.
Rürup Rente ein einfacher Zugang
Praktisch jeder kann einen Vertrag über eine Rürup Rente abschließen. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist in Wirklichkeit einer der größten Vorzüge gegenüber ihren direkten Mitbewerbern, der Riester Rente und der bAV. Beide haben strikte vorgaben, wer in sie investieren darf. Die bAV setzt das Bestehen eines Arbeitnehmers Verhältnisses mit einem Unternehmen voraus, die Riester Rente lässt nur in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversicherte als unmittelbar förderberechtigte zu. Alle Freischaffenden und Selbständigen sind daher von diesen Produkten ausgeschlossen!
Bei der Rürup Rente ist dies nicht so. Jeder in Deutschland Steuerpflichtige, unabhängig von beruflicher Situation und rechtlichem Status, kann einen Rürup Vertrag bekommen. Dies hat natürlich den Effekt, dass viele Leute nur die Wahl zwischen Rürup, freiwilliger Zahlung in die gesetzliche Rente oder privater Rentenversicherung ohne Steuervorteil haben. Rürup ist selten die schlechteste von diesen drei Optionen.
Steuervorteil für die Rürup Rente
Von herausragender Bedeutung ist auch der mit dem Aufbau einer Rürup Rente einhergehende Steuervorteil. Die Beiträge zu einer Rürup Rente dürfen steuerlich gelten gemacht werden. So kann der Anleger eine nicht unerhebliche Summe an Abgaben sparen und so mehr für den Ruhestand tun, als man eigentlich in der Gegenwart aufgibt. In gewisser Weise kann man sagen, dass der Staat eine Rürup Rente mitfinanziert!
Momentan kann noch nicht die gesamte Summe abgesetzt werden. 2022 dürfen erst 94 Prozent der Beiträge gelten gemacht werden. Allerdings wird schon ab 2025 ein 100-prozentige Absetzbarkeit erreicht sein. Maximal dürfen pro Jahr bis zu 25.639 Euro aufgebracht werden. Ehepaare können 51.277 Euro einzahlen.
Wie groß dieser Vorteil für den einzelnen ist, hängt vor allem von dem individuellen Steuersatz ab. Wer einen höheren Prozentsatz an Steuern bezahlen muss, hat logischerweise einen höheren Steuervorteil, als jemand mit geringerer Belastung.
Rürup Rente Einmalzahlung und Beitragsfreistellung
Insgesamt ist die Rürup Rente beim Ablauf der Beitragszahlung sehr offen und veränderbar. Zwar haben die meisten Angebote und Vergleiche eine regelmäßige Einzahlung im monatlichen Rhythmus als Grundlage, es spricht aber überhaupt nichts dagegen ein anderes Intervall zu wählen. Statt etwa jeden Monat 500 Euro einzuzahlen, wäre es denkbar 1500 Euro im Quartal oder 6000 Euro im Jahr aufzubringen.
Es ist auch möglich, die Beiträge ausfallen zu lassen. Durch eine Beitragsfreistellung läuft der Vertrag weiter, das schon investierte Geld produziert Gewinne und vergrößert die Gesamtsumme. Man selbst muss aber keine Einzahlungen mehr vornehmen. Gerade bei finanziellen Schwierigkeiten kann dieses Vorgehen sehr nützlich sein.
Bedingt durch die hohe Summe, die pro Jahr in den Vertrag mit Steuervorteil eingezahlt werden kann, ist es auch beliebt, die Rürup Rente mit einer Einmalzahlung aufzustellen. Dabei wird einmal eine sehr hohe Summe in den Vertrag gesteckt und dieser bis zur Rente beitragsfrei gestellt. Bei ausreichender Laufzeit und Rendite kann dies bereits für eine ordentliche Rente reichen.
Rürup Rente Abschlusskosten
Zwar ist dies vor allem eine Entscheidung des jeweiligen Anbieters, aber in der Regel sind der Abschluss und Verwaltungskosten einer Rürup Rente deutlich geringer als die anderer Produkte. Man muss somit dem Finanzinstitut weniger abgeben und erhält selber eine bessere Rendite. Allerdings sollte man sich nicht blind darauf verlassen und das konkrete Angebot immer gut durchsehen.
Pfändungssichere Rürup Rente
Eine Eigenschaft, die weniger häufig erwähnt wird, aber im Fall der Fälle extrem wertvoll ist, wäre die Pfändungssicherheit einer Rürup Rente. Das in den Vertrag gezahlte Geld ist gegen die Auswirkungen einer privaten Insolvenz geschützt und kann nicht gepfändet werden, um die Forderungen von Gläubigern zu befriedigen. Erst wann man in die Rente geht, kann zumindest ein Teil der monatlichen Zahlung von ihnen verlangt werden.
Noch bedeutender sind die Auswirkungen beim Beziehen von Sozialhilfen wie zum Beispiel Hartz IV. Beantragt man diese, muss das eigene Vermögen offengelegt werden und ist zu verbrauchen, bevor man vom Staat Geld bekommt. Das Riester Vermögen wird dabei ausgenommen und kann weiter bestehen, Profite ansammeln und später für die Rente verwendet werden.
Rürup Rente freie Wahl des Investments
Nicht zu verachten ist die Große Freiheit beim Investieren des Geldes. Als Anleger kann, man weitgehend frei entscheiden, wie viel Risiko man eingehen möchte, und welche Investitionen zu tätigen sind. Von einem festverzinslichen Sparguthaben, über verschiedene Anleihen und Fonds, bis zu einem renditestarken ETF Portfolio, ist fast alles denkbar. Andere Produkte, wie etwa Riester, verlangen eine garantierte Verzinsung und Beitragsrückzahlung. Rürup verzichtet hier und ermöglicht dadurch höhere Renditen.
Rürup Rente Nachteile
Aufgewogen werden die Möglichkeiten und Vorteile der Rürup Rente durch eine Reihe erheblicher Einschränkungen, die so manchen die Form der Rentenversicherung verleiden können. Vor allem die strikte Natur des Vertrages und die Steuerbelastung im Alter können erhebliche Probleme verursachen.
Rürup Rente Starre Zweckbindung
Der erklärte Zweck einer Rürup Rente ist es, dem Sparer im Ruhestand das Beziehen einer lebenslangen Leibrente zu ermöglichen. Beim Eintritt in die Rente wird die ganze Vertragssumme verwendet, um eine Rente zu finanzieren. Solange der Anleger lebt, wird er jeden Monat eine Rentenzahlung erhalten. Alle anderen Verwendungszwecke oder Auszahlungsarten sind nicht erlaubt. Während die bAV das Ausschütten der Vertragssumme als Einmalzahlung erlaubt und die Riester Rente zumindest 30 Prozent beim Bezugsbeginn ausschütten kann, ist dies bei der Rürup Rente vollkommen unmöglich.
Wer für den Ruhestand eine größere Summe benötigt, zum Beispiel um eine Immobilie zu entschulden, sollte von der Rürup Rente Abstand nehmen. Andere Produkte erlaube weit mehr Gestaltungsmöglichkeiten.
Die Rürup Rente kündigen
Diese Regelung gilt auch für die Kündigung einer Rürup Rente. Denn es ist nicht möglich, dies zu tun. Einmal abgeschlossen, ist der Vertrag fest. Weder dürfen Beträge entnommen werden, noch kann er aufgelöst werden. Das aufgewendete Geld sieht man frühstens mit dem Bezug der Rente in Alter wieder.
Die einzige Option, die einer Kündigung zumindest nahekommt, ist der Widerruf des gesamten Vertrages. Er kann erfolgen, wenn man falsch beraten oder über die Auswirkungen der Rürup Rente getäuscht wurde. Sollte man mit ihm Erfolg haben, wird der Vertrag aufgelöst und so gehandhabt, als hätte er nie bestanden. Was heißt das?
Wenn er nicht bestanden hätte, erhält der Kunde alle gezahlten Beiträge zurück. Dem Anbieter müssen die Kosten nicht erstattet werden. Gleichzeitig hat man aber keinerlei Anrecht auf die erzielten Gewinne! Es werden wirklich nur die Beiträge zurückgezahlt. Gerade bei einem älteren Vertrag, kann dies ein herber Verlust sein. Ein Widerruf sollte daher wirklich nur im äußersten Notfall getätigt werden.
Rürup Rente Auszahlung und Versteuerung
Für sehr große Verstimmung kann auch die nachgelagerte Versteuerung sorgen. Der Steuervorteil beim Befüllen der Rürup Rente führt selbstverständlich nicht zu einem Verzicht des Finanzamts! Was man eingespart hat, wird beim Beziehen der Rente in die andere Richtung fällig.
Es bietet sich hier der Verglich mit einer vollständigen privaten Investition an. Wer eine solche getätigt hat, erhält Gewinne, die mit der Abgeltungssteuer von 25 % versteuert werden. Bei einer privaten Rentenversicherung, darf man sogar die Steuerlast auf den Gewinnanteil reduzieren, was die Steuerlast erheblich drücken kann. Nicht so die Rürup Rente. Bei ihr ist die gesamte Rentenzahlung als Teil der Eigentumssteuer anzugeben.
Abhängig von den Gesamteinnahmen kann ein großer Teil der Rente so an den Fiskus fallen. Im Härtefall sogar über 40 Prozent der Rate! Man nimmt somit erhebliche Einbußen hin. Ob diese durch den Steuervorteil bei der Einzahlung ausgeglichen werden, muss man jeweils selber wissen.
Die Rürup Rente und Hinterbliebene
Auch wenn dieses Problem nicht für alle das gleiche Gewicht hat, so darf es dennoch nicht verschwiegen werden. Die lebenslange Leibrente ist genau das, wonach sie klingt. Mit dem eigenen Lebensende erlischt somit jeder Anspruch an den Anbieter und auf das investierte Geld! Eine Übernahme der Rente ist höchstens dem Ehepartner gestattet, sonstige Erben erhalten jedoch nichts. Viel mehr fällt das Vermögen der „Gemeinschaft der Versicherten“ zu.
Wer sich um die Versorgung seiner Familie Gedanken macht, oder seine Hinterlassenschaft einem bestimmten Zweck zuführen möchte, dürfte sich gegen ein Rürup Rente entscheiden.
Rürup Rente ab welchem Einkommen?
Wie man sehen kann, dreht sich bei der Rürup Rente sehr viel um die Steuer. Die anderen Vor- und Nachteile sind zwar auch wichtig, haben aber für die Rentabilität dieser Rentenversicherung wenig Auswirkungen.
Am besten wäre die Rürup Rente für Anleger, die in der Beitragsphase den Spitzensteuersatz zahlen, allerdings im Ruhestand praktisch kein weiteres Einkommen haben und deshalb nur einen geringen Steuersatz haben. Bei ihnen ist der Gewinn am größten. Recht häufig ist dies die Situation von gutverdienenden Selbstständigen. Da sie weder in die gesetzliche Rente einzahlen, noch in der Regel über eine Firma verfügen, haben sie nach Beendigen ihrer Erwerbstätigkeit fast keine weiteren Einnahmen. Die große Popularität von Rürup bei ihnen ist somit leicht erklärt.
Bei Arbeitnehmern ist die Situation schon eine andere. Durch gesetzliche Rente und vielleicht auch bAV, erhalten sie im Alter weitere Einnahmen. Damit dürfte ihre steuerliche Belastung höher sein, was eher gegen Rürup spricht.
Insgesamt gesehen, kann nicht gesagt werde „Ab diesem Einkommen ist Rürup gut.“ Vielmehr muss es als Teil eines umfassenden Pakets zu Altersvorsorge gesehen werden, bei dem alle Bestandteile miteinander harmonieren müssen, um das Beste für den Anleger zu erzielen.