Neben der gesetzlichen Rente und den verschieden staatlich geförderten Optionen, wie die bAV und Riester, wird die private Altersvorsorge eher wenig behandelt. Dabei ist sie ein unerlässlicher Bestandteil des Vermögensaufbaus.
Sie ist auch die einfachste und anpassungsfähigste Methode, um die Rentenlücke zu schließen. Was bedeutet das genau? Die staatliche Rente reicht in der Regel nicht aus, den gewohnten Lebensstandard zu halten. Statt mit dem Eintritt in den Ruhestand das Leben genießen zu können, müssen viele Rentner um ihre Einkünfte bangen. Der „Pfandflaschensammler“ ist zwar mittlerweile ein Klischee, hat aber einen wahren Kern. Diese Differenz zwischen Gehalt und Rente, die Rentenlücke, zu überbrücken ist eine Aufgabe für die private Altersvorsorge.
Was bedeutet hier privat?
Privat bedeutet, dass die Altersvorsorge ohne staatliche Unterstützung organisiert und durchgeführt wird. Sie unterscheidet sich dabei von der gesetzlichen Rente und den verschiedenen geförderten Produkten wie Riester oder der betrieblichen Altersvorsorge (bAV).
Ihre Beiträge sind aus dem Nettoeinkommen zu begleichen und können nicht als Sonderausgaben steuerlich geltend gemacht werden. Also kein Steuersparen beim Einzahlen!
Weniger Streuen, mehr Freiheit für die private Altersvorsorge
Der Vorteil für die private Altersvorsorge ist, dass dafür im Alter weniger Abgaben anfallen! Der Staat holt sich immer seinen Anteil, bei den geförderten Renten tut er dies bei der Auszahlung, gerade dann, wenn das Geld meist knapp ist. Die Mehrbelastung bei der Einzahlung bedeutete für die private Altersvorsorge eine geringere Belastung in der Zukunft.
Außerdem sind die gesetzlichen Vorgaben geringer. Staatsnahe Produkte müssen eine ganze Reihe an Regeln und Vorschriften befolgen, die erhebliche Auswirkungen auf die Investmentstrategie und damit ihre Rendite haben. Das beste Beispiel ist die garantierte Leistung. Zwar klingt es für den Anleger zuerst verlockend, aber um diese Garantie halten zu können, wird ein erheblicher Anteil der Investition in Sparbriefen und Anleihen angelegt. Diese sind zwar vom Geldwert her sicher, schützen aber nicht gegen die Inflation und haben sehr geringe Renditen.
Die private Altersvorsorge hat diese Einschränkungen nicht, was ihr eine weitaus größere Flexibilität und Vielfalt beider Geldanlage ermöglicht. Sie kann sich auf verschiedene Ausgangslagen, Entwicklungen oder Wünsche des Investors einstellen.
Private Altersvorsorge: Lebens- und Rentenversicherungen
Wenn man nach einer privaten Altersvorsorge fragt, werden die Meisten zuerst an Lebens- und Rentenversicherungen denken. Gerade Lebensversicherungen haben den Markt jahrzehntelang dominiert und prägen noch immer die Wahrnehmung vieler Leute.
Bei beiden handelt es sich um Verträge, die speziell der Altersvorsorge dienen. Es wird davon ausgegangen, dass der Kunde den Vertrag als Werktätiger bespart und bei Eintritt in den Ruhestand die Leistung in Anspruch nimmt. Das verhindert nicht eine vorzeitige Nutzung oder eine Auflösung des Vertrages, alle Prognosen und Berechnungen zielen aber auf eine langfristige Haltedauer ab.
12/62-Regel
Besonders wichtig ist dies für die 12/62-Regel. Bei Auszahlung sind auch die Erträge zur Hälfte steuerfrei. Dazu muss der Vertrag mindestens 12 Jahre lang gültig gewesen sein und der Sparer muss bereits seinen 62. Geburtstag gefeiert haben. Die Steuerersparnis ist dabei erheblich, ein klarer Pluspunkt für diese Geldanlage.
Klassische Lebensversicherung
Mit der Kapitallebensversicherung kann man für den Ruhestand vorsorgen und zugleich seine Angehörigen absichern. Es ist eine Mischung aus Versicherung und Sparvertrag. In der Sparphase werden eingezahlten Beiträgen gesammelt und mit einem garantierten Zinssatz vermehrt. Dazu kommen weitere Überschüsse und Anlagegewinne, für die es aber keine Garantie gibt. Am Ende der Laufzeit wird die vollständige Summe an den Kunden ausgezahlt.
Zusatzversicherungen
In der Regel enthält die Lebensversicherung nicht nur die private Altersvorsorge, sondern auch weitere Absicherungen. Am häufigsten ist dabei ein Hinterbliebenenschutz ähnlich einer Risiko-Lebensversicherung. Sollte man plötzlich versterben, erhalten die Erben eine finanzielle Unterstützung und Absicherung. Allerdings können auch weitere Zusatzversicherungen dazu gewählt werden, wie etwa eine Berufsunfähigkeit- oder Unfallversicherung. Die klassische Lebensversicherung ist damit für Anleger interessant, die eine rundum Absicherung erhalten wollen.
Eine vorzeitige Auflösung ist machbar, wird jedoch meist unterlassen. Beliebter ist eine Beleihung der Lebensversicherung. Indem man das gesammelte Kapital als Sicherheit verwendet, kann man vom Versicherungsunternehmen einen günstigen Kredit erhalten. Der Vertrag selbst und alle Zusatzsicherheiten laufen aber weiter. Es ist ein Vorgehen, welches insbesondere bei der Immobilienfinanzierung seine Anwendung findet.
Bedauerlicherweise leidet die Lebensversicherung aber unter dem momentanen Zinsumfeld. In der Vergangenheit war es möglich gute bis sehr gute Renditen zu erhalten, dies ist nicht mehr der Fall. Der garantierte Zinssatz liegt aktuell bei weniger als 1 % und die extra Gewinne sind ähnlich gering. Aus diesem Grund ist die Klassische Lebensversicherung bei den Neuverträgen praktisch vom Markt verschwunden.
Private Rentenversicherung
Stattdessen wurde der Platz größtenteils von der Privaten Rentenversicherung eingenommen. Sie entwickelte sich aus der Lebensversicherung und gleicht ihr daher in vielen Belangen. Sie ist aber in der Ausgestaltung viel freier, mit einer größeren Zahl an Vertragsvarianten.
So ist auch bei ihr das Ansparen von Kapital über die gesamte Laufzeit die normale Vorgehensweise. Wer möchte, kann aber auch eine Einmalzahlung aufwenden und dann das Geld für sich arbeiten lassen.
Spiegelbildlich wird die Auszahlung gehandhabt. Es ist fast immer möglich zwischen einer Auszahlung des gesamten Kapitals auf einmal oder einer Rente zu wählen. Ob diese Rente lebenslang ist oder nur bis das Vermögen aufgezehrt hängt vom Vertrag ab.
Freie Wahl
Wichtigstes Merkmal ist jedoch die freie Wahl bei der Anlagestrategie. Wer es wirklich möchte, ist in der Lage die Investitionsstrategie eine Lebensversicherung nachzubilden. Für alle anderen gibt es aber Optionen, welche die Rendite entscheidend vergrößern können! Der garantierte Anteil etwas kann reduziert werden, was es ermöglicht mehr Geld in Investitionen mit mehr Risiko und mehr Gewinn anzulegen. Ober man erschließt sich für eine fondbasierte Rentenversicherung, bei der das Vermögen in Aktien und ETFs angelegt wird. Es gibt somit nicht schwer, seine private Altersvorsorge renditestark und dank 12/62-Regel trotzdem steuerbegünstigt aufzubauen.
Private Altersvorsorge: Investments
Wem die eigene Unabhängigkeit noch wichtiger ist, steht es frei, das eigene Vermögen ohne vertragliche Bindungen als Investment anzulegen. Dabei gibt es die gesamte Auswahl der Finanzwirtschaft als Option, um seine eigene Private Altersvorsorge nach belieben auszugestallten.
Sparbuch und Anleihen
Ähnlich wie die Lebensversicherung war das Sparbuch lange die beliebteste Form der Vorsorge. Leider sind die Zinsen heute so gering, dass es kaum noch Sinn macht. Renditen zwischen 0,0 und 0,1 % pro Jahr ermöglichen keine Gewinne und die Inflation frisst die Kaufkraft. Wer sein Vermögen hier anlegt, macht nur Verluste.
Eine mögliche Alternative sind Fremdwährungskonten. Doch auch hier muss man vorsichtig sein! Ein ungünstiger Wechselkurs kann das Vermögen in kurzer Zeit auffressen. Halter von russischen Rubel, türkischen Lira oder sogar venezolanischen Bolivar haben dies bereits am eigenen Leib erfahren.
Immobilien
Das „Betongold“ hat den Ruf ausgesprochen krisensicher zu sein. Sie stillen eine anhaltende Nachfrage, sind als Sachwerte inflationsgeschützte und jeder kann sich vorstellen worum es bei ihnen geht. In letzter Zeit haben sie stark an Wert gewonnen und besitzen den weiteren Vorteil, dass sie laufende Einnahmen generieren können.
Der Arbeitsaufwand als Vermieter sollt nicht unterschätzt werden. Insbesondere bei einem Mieterwechsel und bei der Instandhaltung. Diese Aufgaben kann jedoch ein Verwalter übernehmen. Es gibt Firmen, die sich darauf spezialisiert haben und in der Lage sind Mietwohnungen in eine passive Immobilienanlage zu verwandeln, bei der man nur noch die Rendite zählen muss.
Aktien und ETFs
Für die private Altersvorsorge vieler Anleger ist die Aktienbörse und der Besitz von ETFs, Exchange Traded Funds, bereits zu einem festen Standbein geworden.
Der einzige Unterschied zwischen ETFs und Einzelaktien ist, dass bei ersteren mehre Anteile in einem Fond zusammengefasst sind. Eine hilfreiche Eigenschaft, um das eigene Risiko zu streuen. Für die private Altersvorsorge mit ETFs oder Aktien ist es eigentlich nur nötig, dass man sich selbst ein paar Gedanken zur Geldanlage gemacht hat. Jeder kann seine eigene Anlagestrategie mit ihnen umsetzen. Wachstum oder Dividenden, die Wahl ist offen!